Istar

Die Istari waren Zauberer, im Dritten Zeitalter Mitglieder des Heren Istarion, eines Ordens, der für sich beanspruchte, außergewöhnliches Wissen über die Geschichte und das Wesen der Welt zu besitzen und dies auch öffentlich bewies.

›Zauberer‹ (engl. ›wizard‹) ist eine Übersetzung von Quenya istar. Das Wort bedeutet ›weise‹ (engl. ›wise‹) und dieses ist verwandt mit verschiedenen alten Worten für ›Wissen‹. (Vgl. ME 505)

Ankunft der Istari in Mittelerde

»Unter den Menschen wurden sie zuerst von jenen, die mit ihnen Umgang hatten, für Menschen gehalten, die sich durch ausgedehnte und geheime Studien Wissen und Künste angeeignet hatten. Sie tauchten in Mittelerde um das Jahr 1000 des DZ auf, doch lange gingen sie in einfacher Verkleidung umher, als seien sie Menschen, bereits bejahrt, doch körperlich rüstig, Reisende und Wanderer, die Wissen über Mittelerde erwarben und von allem, was dort lebte, die aber niemandem ihre Kräfte und Absichten enthüllten. In jener Zeit bekamen die Menschen sie selten zu Gesicht und achteten ihrer wenig. Doch als der Schatten Saurons zu wachsen begann und wieder Gestalt annahm, wurden sie tätiger, bekämpften das Wachsen des Schattens und suchten Elben und Menschen zu bewegen, vor ihrer Gefährdung auf der Hut zu sein. Da liefen unter den Menschen weit und breit Gerüchte von Mund zu Mund von ihrem Kommen und Gehen und von ihrer Einmischung in viele Angelegenheiten; und die Menschen erkannten, daß die Zauberer nicht starben, sondern dieselben blieben (wenn es auch schien, daß sie äußerlich ein wenig alterten), während die Väter und Söhne der Menschen dahingingen. Darum begannen die Menschen sie zu fürchten, selbst wenn sie sie liebten, und man glaubte von ihnen, sie entstammten der Elben-Rasse (mit denen sie tatsächlich häufig verkehrten).« (ME 505 f.)

Herkunft der Istari und ihre Aufgabe in Mittelerde

Die Istari »waren aus dem Äußersten Westen [Valinor] über das Meer gekommen; obwohl lange Zeit nur Círdan darüber Bescheid wußte. [...] Sie waren Sendboten der Herren des Westens, der Valar, die [...], als der Schatten Saurons sich zum ersten Mal wieder zu regen begann, zu diesem Mittel griffen, um ihm Widerstand zu leisten. Denn mit der Zustimmung Erus sandten sie Angehörige ihres eigenen hohen Ordens der Maiar aus, doch in menschlicher Gestalt [...]. Doch wegen ihres hohen Geistes starben sie nicht, sondern alterten nur durch die Sorgen und Mühen vieler langer Jahre.« (ME 506)

Manwe hatte einen Rat der Valar zusammengerufen, auf dem beschlossen wurde, drei Boten nach Mittelerde zu senden: »Wer würde gehen? Denn sie mußten mächtig sein, Sauron ebenbürtig, doch sie mußten der Macht entsagen [...]. Doch nur zwei traten vor: Curumo, der von Aule ausgewählt war, und Alatar, der von Orome geschickt wurde.« (ME 511)

Manwe sagte zu Olórin, er wünsche, daß er als Dritter Bote ebenfalls nach Mittelerde gehe. »Aber Olórin erklärte, er sei für eine solche Aufgabe zu schwach, und er fürchtete Sauron. Darauf sagte Manwe, dies sei ein Grund mehr, zu gehen, und daß er es ihm befehle.« (ME 511)

Doch daraufhin wollte Varda Olórin nicht als Dritten gehen lassen, sondern ihm die erste Stelle geben, und Curumo erinnerte sich immer wieder mit Groll daran. Das war der Anfang und erste Grund seines Neids gegen Gandalf, der erst viel später offenbar werden sollte.

> Zweiter Grund des Neids gegen Mithrandir

Curumo nahm Aiwendil zum Freund, weil Yavanna ihn darum bat, und Alatar nahm Pallando mit.

Die Valar taten dies, weil sie ihre Fehler von einst zu berichtigen wünschten, als sie versucht hatten, die Eldar durch die vollständige Enthüllung ihrer eigenen Macht und Herrlichkeit zu schützen und abzusondern; dagegen war es ihren jetzigen Sendboten nicht erlaubt, sich in ihrer Erhabenheit zu offenbaren, oder zu versuchen, durch offene Ausübung von Macht, den Willen der Menschen oder Elben zu beherrschen; sondern sie kamen in schwacher und bescheidener Gestalt mit dem Auftrag, den Elben und Menschen zu raten, sie vom Guten zu überzeugen und zu versuchen, alle jene in Liebe und gegenseitigem Verständnis zu einen, die Sauron, sollte er wiederkehren, zu beherrschen und zu verderben trachten würde.

»Denn es heißt in der Tat, daß die Istari, wenn sie körperliche Gestalt angenommen hatten, durch allmähliche Erfahrung viel Neues lernen mußten, und obgleich sie wußten, woher sie kamen, war die Erinnerung an das Segensreich für sie eine Vision aus weiter Ferne, nach dem sie sich auf äußerste sehnten. So sollten sie aus freien Stücken die Qualen des Exils und die Ränke Saurons erdulden und das Böse jener Zeit wiedergutmachen.« (ME, S. 508, Die Istari)

Doch die Istari, versehen mit Körpern aus Mittelerde, konnten ebensogut wie Elben und Menschen ihren Zielen abtrünnig werden, Böses tun und über dem Streben nach Macht vergessen, das Gute zu verwirklichen, wie es mit Saruman geschah. Am Ende blieb von allen Istari nur ein einziger seinem Auftrag treu, nämlich der zuletzt angekommene Mithrandir.

In Zusammenhang mit den Istari ist ein sechzehnzeiliges Gedicht überliefert:

»Wollt Ihr wissen die Kunde die lange verborgen war
von den Fünf, die kamen aus einem fernen Land.
Einer
[Mithrandir] nur kehrte zurück. Andere werden niemals wieder
unter Menschenherrschaft Mittelerde suchen
bis die Dagor Dagorath und das Verhängnis kommen.
Wie hast du ihn vernommen: den geheimen Rat
der Herren des Westens im Land von Aman?
Die langen Pfade sind verschwunden, die dorthin führten,
und zu sterblichen Menschen spricht Manwe nicht.
Aus dem Westen der war, trug ihn ein Wind
an des Schläfers Ohr, ins Schweigen
unterm nächtlichen Schatten, als Nachricht nahte
aus vergessnen Landen und verlorenen Zeiten
über Meere von Jahren zum suchenden Sinn.
Nicht alle sind vergessen vom Ältesten König [Manwe, der die Istari schickte].
Sauron sah er als schleichende Drohung...
«

(ME 514 f.)

Autor: CG