Hobbit

Von den Elben Periannath (Sing. Perian) genannt. Genannt auch Halblinge.

Wie erfand Tolkien die Hobbits?
Tolkien hatte beim Korrigieren von Examensarbeiten die Idee. Er schrieb auf ein leeres Blatt: »In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.« (B, Nr. 163, Brief an W. H. Auden)
Der Name wird erstmals genannt in den sogenannten ›Denham Tracts‹ im 2. Band von 1885 in einer Liste übernatürlicher Wesen, erklärt wird der Name dort nur mit ›eine Art Geister‹, was Tolkiens Hobbits nicht nahekommt. Es kann nur vermutet werden, daß Tolkien diese Liste gelesen hatte und vielleicht unbewusst und mit seinem ihm eigenen philologischen Gespür den Namen ›Hobbit‹ schrieb. In einem Leserbrief von 1938 im Observer kam die Frage auf, ob der Name in einem Zusammenhang mit dem Wort ›rabbit‹ stand. Tolkien bestritt dies.
(Vgl. Shippey, Tom A.: J. R. R. Tolkien. Autor des Jahrhunderts, Stuttgart 2002, S. 41 ff.)

Etymologische Anmerkungen
Der Name Hobbit stammt von dem Wort kuduk, das im Auenland und in Bree gebräuchlich war, einer Abwandlung des in der Sprache von Rohan erhaltenen Wortes kûd-dûkan. Direkt übersetzbar wäre dieses Wort mit Westron holbytla, ›Höhlenbauer‹. Im Westron der Menschen lautete der Name für die Hobbits aber Banakil, ›Halbling‹. Westron sah Tolkien als Parallele des Neuenglischen, also der Sprache, in der der Herr der Ringe geschrieben ist. (Vgl. HdR 1150, 1159)

Charakteristik

»Die Hobbits sind ein unauffälliges, aber sehr altes Volk, das früher zahlreicher war als heute; denn sie lieben Frieden und Stille und einen gut bestellten Boden: eine wohlgeordnete und wohlbewirtschaftete ländliche Gegend war ihr bevorzugter Aufenthaltsort. Kompliziertere Maschinen als einen Schmiede-Blasebalg, eine Wassermühle oder einen Handwebstuhl verstanden [...] sie auch nicht, obwohl sie mit Werkzeugen sehr geschickt umgehen. Selbst in den alten Zeiten empfanden sie in der Regel Scheu vor dem ›Großen Volk‹. [...] Von Anfang an beherrschten sie die Kunst, rasch und geräuschlos zu verschwinden, wenn große Leute, denen sie nicht begegnen wollten, dahertrapsen; und diese Kunst haben sie weiterentwickelt, bis sie den Menschen wie Zauberei vorkam. In Wirklichkeit haben sich die Hobbits niemals mit irgendeiner Art von Zauberei befaßt, und ihre Fähigkeit, sich zu verflüchtigen, beruht allein auf einer durch Vererbung und Übung und innige Erdverbundenheit so vollkommenen Geschicklichkeit, daß sie für größere und plumpere Rassen unnachahmlich ist. Denn sie sind kleine Leute, kleiner noch als Zwerge: das heißt, weniger stämmig und kräftig, obwohl sie es in der Länge eigentlich mit ihnen aufnehmen können. Ihre Größe ist etwa drei Fuß [ca. 1 m]; aber sie seinen geschrumpft, behaupten sie, und in alten Zeiten größer gewesen.« (HdR 17)

»[Die Hobbits sind,] solange Frieden und Wohlstand bei ihnen herrschten, ein fröhliches Volk. Sie kleideten sich in leuchtenden Farben und hatten eine besondere Vorliebe für Gelb und Grün; aber Schuhe trugen sie selten, denn ihre Füße hatten zähe, lederartige Sohlen und waren mit dichtem, krausem Haar bedeckt, ähnlich ihrem Haupthaar, das gewöhnlich braun war. [...] Ihre Gesichter sind in der Regel eher gutmütig als schön, breit, mit glänzenden Augen, roten Wangen und Mündern, die immer zum Lachen und Essen und Trinken bereit waren. Sie waren gastfrei und hatten ihre Freude an Festen und Geschenken, die sie großzügig machten und immer gern annahmen.« (HdR 18)

Kurz vor Bilbos großer Fahrt mit Thorin Eichenschild traf Gandalf Thorin in einer geheimen Beratung in seinem Heim in den Blauen Bergen. Gandalf sagte zu Thorin, Bálin und Glóin über die Hobbits und im Besonderen über Bilbo:

»Du hältst sie für einfältig, weil sie großzügig sind und nicht herumzanken; und du hältst sie für furchtsam, weil du ihnen niemals Waffen verkauft hast. Du irrst dich. Wie auch immer, es gibt einen, den ich als Gefährten für dich im Auge habe, Thorin. Er ist geschickt und gewandt und dabei gescheit und alles andere als unbesonnen. Und ich denke, daß er Mut hat. [...] Hobbits bewegen sich ohne Mühe geräuschloser, als jeder Zwerg auf der Welt es fertigbringen könnte, selbst wenn sein Leben davon abhinge. Sie sind, vermute ich, die weichfüßigste aller sterblichen Arten. Auf jeden Fall scheint dir das noch nicht aufgefallen zu sein c. Für eine Belohnung werden sie dort hingehen, wohin ihr euch nicht wagt, oder zumindest nicht gehen könnt, und holen, was ihr begehrt.« (ME 437 f.)

Ursprung der Hobbits und die Hobbitstämme

Der Ursprung der Hobbits liegt sehr weit zurück. Ihre eigenen Aufzeichnungen und die Erwähnung der Hobbits in Aufzeichnungen der Elben und Menschen begannen erst mit der Besiedlung des Auenlandes zu Beginn des DZ, und ihre ältesten Legenden reichten nicht weiter zurück als bis zu ihren Wanderungstagen von der Gegend am oberen Anduin zwischen Nebelgebirge und Düsterwald (also im Nordwesten von Wilderland) nach Westen. (Vgl. HdR 18)

»Schon vor dem Zug über die Berge hatte es drei unterschiedliche Hobbitstämme gegeben:

Die Harfüße hatten eine braune Haut, waren schmächtig und klein, bartlos und barfuß; ihre Hände und Füße waren flink und behende; und sie bevorzugten Berghänge und Hochebenen. Sie hatten deshalb viel Umgang mit Zwergen gehabt und zogen früh nach Westen und drangen bis zur Wetterspitze vor. Sie blieben am längsten dem Brauch treu, in Höhlen zu leben.

Die Starren waren derber und von stärkerem Körperbau, und sie zogen flaches Land und Flußufer vor. Sie blieben lange an den Ufern des Anduin, zogen dann nach Südwesten bis nach Tharbad und Dunland, ehe einige nach Norden zogen und zu den andern Hobbits stießen. Die meisten der Starren kehrten nach Wilderland zurück. Abkömmlinge dieser Hobbits waren später Déagol und Sméagol (Gollum). Das Geschlecht der Starren starb mehr oder weniger aus.

Die Falbhäute, an Zahl die geringsten, hatten eine hellere Haut und auch helleres Haar, und sie waren größer und schlanker als die anderen; sie liebten Bäume und Waldgebiete. Sie hatten ein freundschaftliches Verhältnis zu den Elben und mehr Begabung für Sprache und Gesang als für ein Handwerk; und sie zogen die Jagd dem Ackerbau vor. Sie überschritten die Berge nördlich von Bruchtal und folgten dem Fluß Weißquell. In Eriador vermischten sie sich bald mit den anderen Stämmen, die vor ihnen gekommen waren, doch noch in Bilbos Zeit war der Einschlag der Falbhäute bei den vornehmen Familien wie die den Tuks oder den Herren von Bockland festzustellen.« (HdR 19)

Sprache und Schrift

Die ursprüngliche Sprache der Hobbits war mit der der Menschen aus Rohan verwandt. Es ist nicht überliefert, ob die Hobbits je eine eigene Sprache hatten. Sie hatten die Sprachen der Menschen, in deren Nähe sie in Wilderland gelebt hatten, angenommen. In Eriador trafen die Hobbits noch einen Rest der Dúnedain, die über das Meer aus dem Westen gekommen waren. Die Hobbits lernten deshalb, in der Art der Dúnedain zu schreiben und Westron zu sprechen, die Gemeinsame Sprache. Ihren Kalender behielten sie jedoch bei und auch einige Personennamen. (Vgl. HdR 1149 f.)

> Entstehung des Auenlandes

Lebensweise

»Ursprünglich hatten alle Hobbits in Erdhöhlen gelebt, und in solchen Behausungen fühlten sie sich noch immer am heimischten; aber im Laufe der Zeit mußten sie sich mit anderen Unterkünften abfinden. In Bilbos Tagen war es im Auenland die Regel, daß nur die reichsten und die ärmsten Hobbits an der alten Sitte festhielten. [...] Aber geeignetes Gelände für diese großen, und sich verzweigenden Stollen [...] der Reichen war nicht überall zu finden; und in den Ebenen und Niederungen begannen die Hobbits, als sie immer zahlreicher wurden, oberirdisch zu bauen. [...] Die Sitte, Bauernhäuser und Scheunen zu bauen, soll zuerst bei den Bewohnern des Bruchs am Brandywein aufgekommen sein. Die Hobbits [... im] Ostviertel waren ziemlich hochgewachsen und plumpfüßig und bei Matschwetter trugen sie Zwergenstiefel. [...]

Die Kunst des Bauens mag von den Elben oder den Menschen übernommen worden zu sein, aber die Hobbits übten sie auf ihre eigene Weise aus. Ihre Häuser waren gewöhnlich langgestreckt, niedrig und behaglich. Die ältesten waren tatsächlich nicht mehr als gebaute Nachbildungen von Smials [›Wohnstollen‹], mit trockenem Gras oder Stroh gedeckt und mit Wänden, die sich ein wenig ausbauchten. [...] Eine Vorliebe für runde Fenster und runde Türen. [Dies blieb bis heute bestehen.]

Die Häuser und Höhlen der Hobbits im Auenland waren oft groß und von großen Familien bewohnt. [...] Zuweilen, wie im Falle der Tuks von Groß-Smials oder der Brandybocks von Brandyschloß, bewohnten mehrere Generationen gleichzeitig [...] den Familienbesitz. Überhaupt waren alle Hobbits sehr sippenbewußt und rechneten mit großer Sorgfalt ihre sämtlichen Verwandten zusammen. Sie zeichneten lange und ausführliche Stammbäume [...].« (HdR 22 f.)

Autor: CG