Bilbo Beutlin

Hobbit. Geboren 2890 DZ als Sohn von Bungo Beutlin und Belladonna Tuk. Ansässig in Beutelsend im Auenland. Später der erste Ringträger.

Die Fahrt zum Erebor: Gandalf und das Auenland

Frodo erzählte von einer Unterhaltung mit Gandalf, die er zusammen mit Peregrin, Mariadoc und Gimli nach der Krönung von König Elessar am 1. Mai 3019 in Minas Tirith hatte.

Gandalf sagte folgendes: » ›Ich begann über die Lage im Norden ernsthaft besorgt zu werden, als ich eines Tages Thorin Eichenschild traf: Mitte März 2941, glaube ich. Ich hörte seine ganze Geschichte und dachte: Wohlan, hier ist ein Feind Smaugs um jeden Preis! Und einer, der der Hilfe würdig ist. [...]

Und dann gab es das Auenlandvolk. In jenem langen Winter [...] begann ich ihm einen warmen Platz in meinem Herzen einzuräumen. Dieser Winter setzte ihnen damals sehr schwer zu: Er war einer der schlimmsten Notlagen, in der sie sich je befanden: vor Kälte zu sterben und in der folgenden furchtbaren Hungersnot zu verhungern. Aber dies war die Zeit, in der man ihren Mut erkennen konnte und ihr Mitleid füreinander. Durch ihr Mitleid ebenso wie durch ihren zähen, klaglosen Mut überlebten sie. Ich wünschte, daß sie weiter überlebten. Doch ich sah, daß die Westlande erneut eine sehr schlimme Zeit zu erwarten hatten, früher oder später, wenn auch von ganz anderer Art: erbarmungsloser Krieg. Um diesen zu überstehen, dachte ich, würden sie etwas mehr nötig haben als das, was sie jetzt hatten. Es ist nicht leicht zu sagen, was es war. Nun, sie würden ein bißchen mehr wissen wollen, verstehen, was überall geschah und wo sie standen. Sie hatten zu vergessen begonnen: ihre eigenen Anfänge und die Sagen und das Wenige, was sie über die Größe der Welt gewußt hatten. Es war noch nicht ganz verschwunden, aber es war begraben: die Erinnerung an das Erhabene und Gefährliche. Aber so etwas läßt sich nicht von heute auf morgen in einem Volk verbreiten. Dazu war keine Zeit. Und irgendwie mußtest du an einem bestimmten Punkt beginnen, bei einer bestimmten Person. Ich wage zu sagen, daß er ›ausgewählt‹ war und ich lediglich dazu bestimmt, ihn auszuwählen; doch ich verfiel auf Bilbo.

Ich hatte nicht die Zeit, sie einzeln auszulesen; doch zu jener Zeit kannte ich das Auenland recht gut [...]. Als ich also über die Hobbits nachdachte, die ich kannte, sagte ich natürlich zu mir: Ich wünsche mir einen Anflug von den Tuks, und ich wünsche eine gute Grundlage von der schwerfälligeren Art, einen Beutlin vielleicht: Das wies sogleich auf Bilbo. Und einst hatte ich ihn gut gekannt, beinahe bis zu seinem vollendeten Mannesalter, besser als er mich kannte. Damals mochte ich ihn. Und jetzt entdeckte ich, daß er ungebunden war. [...] Ich erfuhr, daß er nie geheiratet hatte. Ich fand das seltsam, obgleich ich ahnte, warum es so war; und der Grund, warum es so war; und der Grund, den ich ahnte, war nicht der, den die meisten Hobbits mir nannten: daß er früh in gesicherten Verhältnissen zurückgelassen worden war, unabhängig und sein eigener Herr. Nein, ich schätzte, daß er aus einem Grund tief im Inneren, den er selbst nicht verstand, ungebunden bleiben wollte – oder frei sein, zu gehen, wenn die Gelegenheit sich bot oder er den Mut dazu gefunden hatte. Ich erinnere mich, daß er mich, als er ein junger Bursche war, mit Fragen nach den Hobbits plagte, die fortgegangen waren, wie man im Auenland sagte. Es gab mindestens zwei seiner Onkel von der Tuk-Seite, die dies getan hatten [Hildifons und Isengar Tuk].‹ « (ME 434 f.)

Bilbos große Fahrt zum Erebor, wie sie im ›Hobbit‹ beschrieben wird

Gandalf erzählte weiter: » ›Es war am Morgen des Dienstag, am 25. April 2941, als ich Bilbo einen Besuch machte; und obwohl ich mehr oder weniger wußte, was zu erwarten stand, muß ich gestehen, daß meine Zuversicht erschüttert wurde. Ich begriff, daß die Dinge weit schwieriger werden würden, als ich gedacht hatte. Aber ich gab nicht nach. Am nächsten Tag, dem 26. April brachte ich Thorin und seine Gefährten nach Beutelsend; mit großen Schwierigkeiten, was Thorin anging – er zauderte bis zum letzten Augenblick. Und natürlich war Bilbo vollkommen verblüfft und benahm sich lächerlich. Von Anfang an entwickelte sich außerordentlich schlecht für mich; und die unglückselige Angelegenheit betreffend den ›berufsmäßigen Dieb‹, die sich in den Köpfen der Zwerge festgesetzt hatte, machte alles nur schlimmer. Ich war dankbar, daß ich Thorin gesagt hatte, wir alle würden über Nacht in Beutelsend bleiben, weil wir Zeit brauchten, Mittel und Wege zu erörtern. Dies bot mir eine letzte Möglichkeit. Wenn Thorin Beutelsend verlassen hätte, bevor ich ihn allein sprechen konnte, wäre mein Plan verdorben gewesen.‹ « (ME 440 f.)

> Gandalf bringt Thorin dazu, den ›Meisterdieb‹ Bilbo mitzunehmen

Bilbo bekam also am 26. April Besuch von Gandalf und Thorin Eichenschild mit den Zwergen Dwalin, Balin, Kili, Fili, Dori, Nori, Ori, Oin, Gloin, Bifur, Bofur und Bombur. Er wurde als ›Meisterdieb‹ engagiert, um Thorin bei der Rückeroberung des Berges Erebor und dem Erschlagen des Drachens Smaug zu helfen.

Gandalf sagte in Beutelsend zu Thorin: »Und hier haben wir Bilbo, den Meisterdieb, den berufenen und ausgewählten Experten.« (H 32)

> Gandalf berichtet über den Besuch

Dabei sollte die Karte, die Thrór einst gezeichnet hatte, und der Schlüssel helfen

> Gandalf bekommt Thrórs Karte und den Schlüssel von Thráin

Um 11 Uhr am 27. April 2941 trafen sich die Gefährten im Gasthaus zum Grünen Drachen in Wasserau. Von dort zogen sie los, vorbei an der Wetterspitze und überquerten schließlich Ende Mai den Weißquell und erreichten die Trollberge, wo sie auf drei Trolle trafen. Bilbo schlich sich, um seinem neuen Titel, der so gar nicht zu ihm zu passen scheint, an sie an, um zu lauschen und wurde natürlich prompt gefangen genommen. Als die Zwerge ihn zu suchen begannen, wurde einer nach dem anderen von ihnen ebenfalls in Säcke gesteckt und verschnürt. Zu der Zeit war Gandalf schon vorausgeritten, erhielt aber eine Warnung, daß Trolle unterwegs seien. Gerade rechtzeitig war er zurück, um Bilbo und die Zwerge zu retten. Das stellte er an, indem er einige Verwirrung zwischen den Trollen stiftete und sie zu streiten begannen, bis das Tageslicht zu dämmern begann. Denn Trolle müssen vor Morgengrauen unter der Erde sein, oder sie werden wieder zu dem Gebirgsstoff, aus dem sie ursprünglich gemacht wurden. So wurden die Trolle in Stein verwandelt und Bilbo und die Zwerge keine Mahlzeit in ihren Bäuchen. Als die Gefährten die Trollhöhle durchstöberten, fanden sie zwei Elbenschwerter, die sie mitnahmen.

Die Zwerge und Bilbo fragten Gandalf, wo er denn nun hinwolle, und er antwortete: »Ihr seid jetzt ganz am Rande der Wildnis, wie manche von euch wohl wissen. Irgendwo vor uns liegt ein schönes, verborgenes Tal, Bruchtal, wo Elrond im Letzten Heimischen Haus wohnt. Ich habe ihm durch meine Freunde eine Freunde eine Nachricht geschickt, und wir werden erwartet.« (H 57)

Am 4. Juni schließlich erreichen die Gefährten Bruchtal. Gandalf und die Zwerge wurden von den Elben empfangen und über die Bruinen-Brücke zu Elronds Haus geführt. Von Elrond bekamen sie auch noch weitere Auskunft über Thráins Karte. Elrond entdeckte nämlich Mondbuchstaben auf der Karte, die einen Hinweis zum geheimen Eingang in den Erebor verborgen hatten. Er deckte auch das Geheimnis der beiden Elbenschwerter der Trollen auf: Das eine war Orkrist oder Orkspalter, das Thorin an sich nahm, das andere war Glamdring (Feindhammer), das einst er König von Gondolin in den Orkkriegen trug. Glamdring nahm Gandalf.

Vom Ringfund

Sie blieben noch bis zum Mittsommermorgen, also fast vierzehn Tage, und zogen dann weiter in die Nebelberge. Dort gerieten sie während eines Sturms, vor dem sie sich in einer Höhle verkrochen, in die Gefangenschaft der Orks (16. Juli). Bilbo konnte fliehen und so kam es, daß Bilbo eine Weile allein in den Orkminen tief unter dem Gebirge umherirrte, und dort, als er sich vergeblich durch das Dunkel tastete, fand seine Hand einen Ring, der auf dem Boden eines Stollens lag. Er steckte ihn in die Tasche. Es erschien ihm damals bloß als ein glücklicher Zufall.

Als er versuchte, den Weg nach draußen zu finden, stieg er immer tiefer hinab zum Fuß des Gebirges, bis er nicht weitergehen konnte. Am Ende des Stollens erstreckte sich ein kalter See, fern vom Tageslicht, und auf einer Felseninsel im Wasser lebte Gollum. Er besaß ein geheimnisvolles Kleinod, das er vor langen Jahren erhalten hatte, als er noch im Licht lebte: einen goldenen Ring, der seinen Träger unsichtbar machte. Es war das einzige, was er liebte, auch wenn er ihn nicht bei sich trug. Denn er hielt ihn in einer Höhle auf seiner Insel versteckt, außer wenn er auf Jagd war oder den Orks in den Minen nachstellte.

Vielleicht hätte er Bilbo sofort angegriffen, wenn er, als sie sich begegneten, den Ring bei sich gehabt hätte; aber er hatte ihn nicht, und der Hobbit hielt ein Elbenmesser in der Hand, das er aus dem Diebesgut der Trolle mitgenommen hatte. Um Zeit zu gewinnen, forderte Gollum ihn daher zum Rätselspiel auf und sagte, wenn er ihm ein Rätsel aufgäbe, das Bilbo nicht raten könne, würde er ihn töten und verspeisen; wenn Bilbo ihn aber besiegte, würde er Bilbo zu einem Weg bringen, der aus dem Stollen herausführe.

Da Bilbo keine Hoffnung hatte, aus der Dunkelheit zu entkommen, und weder vor noch zurückgehen konnte, nahm er die Herausforderung an; und gegenseitig gaben sie sich viele Rätsel auf. Zu guter Letzt gewann Bilbo, mit mehr Glück als Verstand (wie es schien); denn ihm fiel schließlich einfach kein Rätsel mehr ein, und so fragte er, als seine Hand den Ring fand, den er aufgehoben und vergessen hatte, was er denn in seiner Tasche habe. Das konnte Gollum nicht beantworten, obwohl er sich ausbat, dreimal raten zu dürfen. Es war ja schließlich auch kein richtiges Rätsel gewesen. Nachdem Gollum so lange allein in der Dunkelheit gelebt hatte, war sein Herz schwarz und voll Niedertracht. Er stahl sich davon und paddelte zu seiner Insel, von der Bilbo nichts wußte, nicht weit entfernt im dunklen Wasser. Dort, glaubte Gollum, läge sein Ring. Er war jetzt hungrig und wütend, und sobald sein ›Schatz‹ bei ihm wäre, würde er sich vor keinerlei Waffe fürchten. Doch der Ring war nicht auf der Insel; er hatte ihn verloren, er war fort. Jetzt endlich kam ihm die Antwort auf Bilbos Frage. Aber im rechten Augenblick erkannte Bilbo die Gefahr, die ihm nun von dem wütenden Gollum drohte, und flüchtete blindlings fort vom Wasser den Gang hinauf; und wiederum wurde er durch sein Glück gerettet. Denn während er lief, steckte er die Hand in die Tasche, und unversehens glitt der Ring auf seinen Finger. So kam es, daß Gollum an ihm vorbeirannte, ohne ihn zu sehen, und weitereilte, um den Ausgang zu bewachen, damit der ›Dieb‹ nicht entkäme. Vorsichtig folgte Bilbo ihm, während Gollum fluchend und mit sich selbst von seinem ›Schatz‹ sprechend dahinging; aus diesem Gerede erriet Bilbo schließlich die Wahrheit, und er schöpfte Hoffnung in der Dunkelheit: er selbst hatte den wunderbaren Ring gefunden und damit eine Möglichkeit, den Orks und Gollum zu entkommen. Schließlich blieben sie vor einer unsichtbaren Öffnung stehen, die zu den tieferen Toren der Minen auf der Ostseite des Gebirges führte. Dort kauerte sich Gollum lauernd hin und schnüffelte und lauschte; und Bilbo war versucht, ihn mit seinem Schwert zu erschlagen. Aber Mitleid überkam ihn, und obwohl er den Ring behielt, weil seine einzige Hoffnung auf ihm beruhte, wollte er ihn doch nicht benutzen, um mit seiner Hilfe das unglückliche Geschöpf zu töten, das ihm gegenüber im Nachteil war. Endlich nahm er wieder seinen ganzen Mut zusammen, sprang im Dunkeln über Gollum hinweg und floh den Gang entlang. (Vgl. H)

Autor: CG